Miele
"Neuausrichtung und Kostensenkung"

Wenn man knapp ein Jahr lang die Berater von McKinsey & Company im Haus hat, bleibt das nicht ohne Folgen. Die „Besucher" aus der renommierten Unternehmensberatung bei Miele haben eine Reihe von „Vorschlägen" zusammengestellt, die das Gütersloher Familienunternehmen jetzt unter der Überschrift „Wachstums- und Innovationsoffensive" der Öffentlichkeit präsentierte. Darin enthalten sind - neben einer neuen Struktur - Maßnahmen zur Kostensenkung inklusive Personalabbau: 1.070 Arbeitsplätze, davon 240 in Deutschland, fallen weg ...
Warum das Ganze? Schlecht steht's eigentlich nicht: Mit einem Umsatz von 4,16 Mrd. Euro lag die Miele Gruppe im Geschäftsjahr 2018/19 (30. Juni) 1,5 % im Plus. Bereinigt um Zukäufe stieg der Umsatz jedoch nur um 0,2 %. Mit 20.221 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern liegt der Beschäftigungsstand auf dem Niveau des Vorjahres. Das war die Bilanz-Meldung Ende August diesen Jahres. Man müsse, so Miele, den „tiefgreifenden Veränderungen des Marktes und der Kundengewohnheiten" Rechnung tragen. Parolen wie „Marktposition ausbauen" und „Wirtschaftlichkeit sichern" klingen nach bestem Berater-Deutsch und allzu bekannt, wenn Miele erklärt: „Dringender Handlungsbedarf, vor allem aber auch enorme Chancen ergeben sich etwa aus der rasant gewachsenen Bedeutung der digitalen Kanäle und mobilen Devices für die Informations- und Kommunikationsgewohnheiten der Kunden. Hinzu kommen die immer preisaggressiveren Marktauftritte asiatischer Konzerne."
 


Premium-Anspruch: Hier die Miele-Markenwelt im Experience Center Amsterdam

Was soll passieren? 190 Mio. Euro sollen jährlich durch Neustrukturierung und Abbau von Parallelstrukturen eingespart werden. Der Familienkonzern – vollständig und ohne Bankverbindlichkeiten innenfinanziert – will dies aus einer Position der Stärke heraus angehen. Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Markus Miele und Dr. Reinhard Zinkann meinen: „Die Umsetzung der geplanten Veränderungen wird ein Kraftakt, der nur mit der Unterstützung und dem Vertrauen der Belegschaft gelingt. Damit leisten wir alle zusammen einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Sicherung von Miele als das gesunde, starke und unabhängige Familienunternehmen, das es heute ist." Neben der Senkung der Sachkosten führe an Einsparungen im Personalbereich kein Weg vorbei. Wo Doppelarbeiten vermieden werden, fallen Jobs weg, ebenso bei Standardtätigkeiten im Finanzbereich.

Unternehmerisches Denken

Wie soll's funktionieren? Das operative Geschäft wird in 8 Business Units unterteilt. Innerhalb dieser Geschäftsbereiche hat der jeweilige Leiter der Business Unit die „volle Entscheidungskompetenz für die Wertschöpfungskette". Im Klartext: Sie ist der Geschäftsleitung gegenüber für Umsatz, Kosten und Ergebnis der Unit verantwortlich. Durch diese Struktur will Miele das „unternehmerische Denken" stärken sowie Abstimmungs- und Entscheidungswege verkürzen. Neue Geschäftsfelder soll die Business Unit „New Growth Factory" identifizieren. Der Bereich soll über das heutige Stammgeschäft hinaus Aktivitäten verbreitern und so neue Erlösquellen erschließen. Spannend wird's bei der Business Unit „Digital Hub Marketing & Sales". Dieser Bereich für mehr „Digitalkompetenz im Marketing und im Vertrieb" soll in Amsterdam aufgebaut werden und digitales Marketing, E-Commerce und Digital Analytics zusammenfassen. Während hier in den Niederlanden ein neuer „Digital-Bereich" entsteht, baut man am Standort Gütersloh in der Vertriebsgesellschaft Deutschland Personal ab ...


Die Miele-Geschäftsführung bleibt unverändert (v.l.): Dr. Stefan Breit (Technik), Dr. Reinhard Zinkann (Geschäftsführender Gesellschafter), Olaf Bartsch (Finanzen und Hauptverwaltung), Dr. Markus Miele (Geschäftsführender Gesellschafter) sowie Dr. Axel Kniehl (Marketing und Vertrieb)

So darf der Handel gespannt sein, wie sich die neue Struktur auf Strategie und Marktverhalten von Miele auswirkt. Auch das Bestreben, in Sachen Preispositionierung wieder näher an den Branchendurchschnitt heran zu rücken, wird noch für Turbulenzen sorgen. Klar ist: Naturschutzzäune gibt es auch für Premium-Anbieter nicht. Dessen ist sich die fünfköpfige Geschäftsführung offensichtlich bewusst ...

(FOTOS: MIELE)

Autor: Joachim Dünkelmann

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in "hitec news", dem 14-tägigen Branchen-Newsletter. Mehr Infos:

 

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