TV-Markt-Wahnsinn
"Gottes vergessene Kinder"

Vergebenes Potenzial bei TV-Geräten! Eine ganze Branche spielt verrückt: Wie sind die Ergebnisse der aktuellen gfu-Studie sonst zu erklären?
Laut der repräsentativen Umfrage im Auftrag der gfu Consumer & Home Electronics liegt die Ausgabebereitschaft der Deutschen für Fernseher bei stolzen 1.018 Euro. Der tatsächlich realisierte Durchschnittspreis erreicht laut HEMIX im 1. Quartal 2019 gerade mal schlappe 576 Euro. Verkauft sich die ganze Branche – zumindest ihre wichtigste Produktgruppe – ohne Not unter Wert?

Absurdes Verhalten

Hans-Joachim Kamp (Bild oben), Aufsichtsratsvorsitzender der gfu, findet am Rande der Euronics Summer Convention klare Worte: „Die ganze Branche muss sich die Frage stellen, wie sie es schaffen will, die vorhandene Bereitschaft auch auszuschöpfen. Bei jedem Autokauf gibt man mehr aus als man ursprünglich wollte. Und beim Fernseher nur gut die Hälfte? Das Problem ist hausgemacht und gleichbedeutend mit Wertevernichtung. Fehler werden auf beiden Seiten gemacht, bei der Industrie und im Handel. Jeder klagt im Moment über ein extrem schwieriges Geschäft und trotzdem haben wir bei innovativen Sortimenten wie OLED einen Preisverfall von 9 %? Das ist absurd."


Vergebendes Potenzial: Die gfu-Studie zeigt ein breites Delta (GFAFIK: GFU)

Frauen lieben Serien

Und auch dieses Ergebnis der gfu Studie ist spannend: Frauen haben eine höhere Kaufbereitschaft für Smart-TV! Das Kriterium „Smart TV mit Internetzugang" rangiert insgesamt an zweiter Stelle der wichtigsten Kaufgründe mit 44 % - bei Frauen jedoch mit 51 %! „Der Grund ist einfach: Frauen schauen mehr Serien", so Kamp. Top-Argument für ein Gerät ist jedoch die Größe. Bei den Kaufgründen für ein neues TV-Gerät ist für 52 % ein größerer Bildschirm der wichtigste. Dabei ist dies bei 60 % der weiblichen und nur bei 46 % der männlichen Befragten das Kriterium Nummer eins. Die Antworten der in der gfu Studie Befragten untermauern den Trend. So erwägen 25 % den Kauf eines TVs mit einem Bild zwischen 48 und 55 Zoll (121 bis 138 cm), 30 % würden ein Gerät mit 55 bis 65 Zoll (138 bis 165 cm) kaufen und 10 % würden zu einem Gerät mit über 65 Zoll greifen.

Fach-Chinesisch verstört

Aber: Nach den Ergebnissen sind die Verbraucher mit den Abkürzungen und Anglizismen der Branche überfordert. Kamp: „Die Industrie sollte sich durchaus überlegen Begriffe zu finden, die auch verstanden und richtig zugeordnet werden. Wer als Otto Normalverbraucher kann mit HDR schon etwas anfangen?" Weitere Ergebnisse der gfu Studie mit der Befragung von 2.000 Haushalten in Deutschland werden am 10. Juli exklusiv im Rahmen der Veranstaltung „gfu Insights & Trends – Das Innovationsforum der gfu im Vorfeld der IFA" vorgestellt.

Autor: Joachim Dünkelmann

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in "hitec news", dem 14-tägigen Branchen-Newsletter. Mehr Infos:

 

Schlagwörter

gfu, TV-Markt, Kaufbereitschaft, Euronics Summer Convention, hitec news

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