1. Schaffen Sie freie Kapazitäten im Wareneingang: Auch wenn es mittelfristig Umsatzpotential reduziert, kann es kurzfristig helfen, die Bestellungen und somit den Wareneingang vorübergehend zu drosseln und so für mehr Platz im Lager zu sorgen – und nebenbei auch die Liquidität zu schonen. Der Versandhändler Amazon hat es vorgemacht und kurzerhand die Annahme von FBA-Händlern in seinen Logistikzentren gestoppt.
2. Stellen Sie schnell lieferbare Sortimente zusammen: Coop in der Schweiz reagiert auf die Tatsache, dass aktuell alle Lieferfenster komplett ausgebucht sind, mit einer neuen Strategie: Das Unternehmen hat ein Sortiment mit 100 Artikeln zusammengestellt, das Kunden innerhalb von zwei bis drei Tagen bestellen können.
3. Depriorisieren Sie die Retourenbearbeitung: Verlängern Sie Rückgabefristen oder informieren Sie Ihre Kunden darüber, dass die Retourenbearbeitung aufgrund des hohen Bestellaufkommens derzeit leider etwas länger dauert. Die meisten Kunden sind aktuell für derartige Probleme sehr verständnisvoll.
4. Identifizieren Sie Flaschenhälse in der Logistik. Was hemmt den Warenfluss? Wo bilden sich Rückstaus in der Abwicklung? Bei anhaltender Peak-Belastung müssen Engpässe schnell aufgespürt und operativ geeignete Maßnahmen pragmatisch umgesetzt werden. Setzen Sie hierzu auch IT-Kompetenzen ein!
5. Belohnen Sie geduldige Kunden: Amazon hat in den USA „No-Rush-Shipping" eingeführt. Prime-Kunden, die freiwillig länger auf ihre Bestellung warten, werden mit einem Guthaben von drei Dollar pro Bestellung belohnt, das sie dann für den Kauf digitaler Produkte wie Filme oder Spiele verwenden können.
6. Suchen Sie neue Flächen: Der Lebensmittellieferdienst Picnic hat mitten in der Corona-Krise ein neues Logistik-Zentrum aus dem Boden gestampft, in dem 1.000 Mitarbeiter arbeiten sollen. Zudem wurde die Sonntagslieferung eingeführt. Auch das schafft zusätzliche Kapazitäten.
7. Verkürzen Sie Entscheidungsprozesse: Jetzt ist nicht die Zeit für endlose Abstimmungs- und Diskussionsrunden – schon gar nicht per Microsoft Teams, Zoom oder Skype. Wer die Krise überleben will, darf keine Angst vor neuen Projekten haben, sondern muss diese konsequent angehen. „Deutschland räumt auf", ist die Devise. Für Unternehmen, die das nun tatkräftig umsetzen, bietet die Corona-Krise vielleicht sogar neue Chancen.
Für alle Händler mit mehreren Standorten oder Filialen bieten sich folgende Maßnahmen an:
8. Nutzen Sie vorhandene Flächen anderweitig: Überlegen Sie sich, wie Sie zum Beispiel Ihre Filialen auch als Fulfillment-Zentren nutzen können. Dort sind nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Wareneingang und -Ausgang sowie notwendige Sicherheitssysteme für Ware in der Regel bereits vorhanden. So hat beispielsweise MediaMarkt den Versand aus einzelnen Märkten heraus in der Krise umgesetzt.
9. Verlagern Sie die Retourenbearbeitung: Eine weitere Möglichkeit kann sein, die Retouren in eigene Filialen oder andere nutzbare Flächen zu schicken. Dort gibt es Platz und im Zweifel auch Mitarbeiter, die sich darum kümmern können.
10. Führen Sie Click & Collect ein: Bei Ikea-Märkten können Kunden ihre Online-Bestellungen derzeit außerhalb der Einrichtungshäuser abholen - hierzu werden zum Beispiel die nummerierten Parkbereiche genutzt. Die Drogeriemarktkette dm hat eine Express Abholung eingerichtet. Und auch der bevh macht sich gerade generell dafür stark, dass Kunden online bestellte Ware in Filialen abholen dürfen. Unterstützen Sie diese Forderung und bereiten Sie entsprechende Prozesse vor.
Redaktion: Maximilian Schmidt