Telekom
Handel "in" - Shops "out"?

Kann's der Handel einfach besser? Oder verlieren die 1A-Lagen des Magenta-Riesen gegen den Einkaufsbummel vom Sofa aus? Fakt ist: Die Telekom will eigene Filialen schließen und die „magenta-Formate" im Fachhandel ausbauen. Was man als „Neuausrichtung im Privatkunden-Vertrieb in Deutschland" beschreibt, soll laut dem Unternehmen nicht im Widerspruch zu den eigenen hohen Ansprüchen stehen: Die Telekom will das beste Marken- und Einkaufserlebnis im deutschen Telekommunikationsmarkt bieten.
99 der derzeit 504 Telekom-Shops werden bis zum Jahresende 2021 geschlossen – so die Ansage aus Bonn. Gleichzeitig dampft man die Strukturen dahinter ein, die Zahl der Vertriebsregionen wird von 6 auf künftig 4 Regionen reduziert. Das Betreiben von großzügigen Flächen mit hoher Personaldichte in Top-Lagen kostet viel Geld – eine Sparaktion zu Lasten der Beratung? Björn Weidenmüller, Geschäftsführer für das Operative Geschäft Deutsche Telekom Privatkunden-Vertrieb: „Wir handeln aus einer Position der Stärke heraus, daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, uns für die Zukunft gut aufzustellen. Wir glauben dabei an die Kraft der persönlichen Beratung, auch mittelfristig wird so noch 80 Prozent unseres Vertriebes erfolgen."

Eine Größenordnung, die nach den aktuellen Zahlen von BVT und GfK passt: Noch kurz vor Weihnachten veröffentlichte der Verband Zahlen, wonach im Handel mit technischen Konsumgütern in den letzten 4 Jahren konstant 21 % Umsatzanteil auf den reinrassigen Online-Handel (pure-player) entfallen. Die eigene Shop-Infrastruktur mit persönlicher Beratung und dem individuellen Kundenkontakt will die Telekom folglich weiterhin bundesweit flächendeckend und nah am Kunden strukturieren – dies dünnt das Netz allerdings um ein Fünftel aus.
 


Björn Weidenmüller, Geschäftsführer für das Operative Geschäft der Deutschen Telekom Privatkunden-Vertrieb GmbH

Die Investition in erlebnisorientierten Ladenbau, regionales Marketing und Events, sowie lokaler Service bleiben im Fokus. Auf dem Weg dahin will man sich künftig auch und gerade auf loyale und markenstarke Partner konzentrieren. Schon in den letzten Jahren hatte die Telekom mit ihrem Fachhandels-Partnerkonzept und später dem Fachmarkt-Konzept Zeichen gesetzt: Kein anderer Netzbetreiber hat derart in die Partnerschaft zum Fachhandel investiert. Im Dialog mit den Händlern – auch und gerade über den Beirat und die Kooperationen wurde und wird das Vermarktungskonzept kontinuierlich verfeinert und verbessert. Dabei soll's – so die Ankündigung – auch bleiben.

So könnte das gebremste Engagement im Direktvertrieb sogar eine Belebung des Geschäfts bei den Handelspartnern nach sich ziehen ... Telekom-O-Ton: „Das Programm soll zu einer verbesserten Organisationsstruktur und einer Anpassung der Personalbestände führen. Zugleich werden Freiräume für Investitionen in ein inspirierendes Kundenerlebnis geschaffen." Last but not least will man auch den Internet-Vertrieb sprich die Online-Plattform optimieren und das Zusammenspiel von „stationären und digitalen Kanälen" verbessern.

Offene Fragen

Ohne Interessenausgleich und Sozialplan geht so etwas in einem Konzern wie der Telekom nicht. So soll die Zahl der Stellen sozialverträglich reduziert und betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sein. Weidenmüller: „Wir sind uns unserer Verantwortung als Arbeitgeber gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr bewusst und werden die notwendigen Personalanpassungen ausnahmslos sozialverträglich gestalten." Im Handel stößt die Neuausrichtung der „Vertriebsoberfläche", laut ersten Stimmen, jedenfalls auf Wohlwollen. Das Ausdünnen der Telekom-Shops öffnet letztlich Chancen für Telekom-Partner, die entstandenen Lücken zu schließen. Bleibt abzuwarten, wie sich die geplante „Neuaufstellung des Internet-Vertriebs" und die „kanalübergreifende Bündelung der zentralen Einheiten" im Telekom-Vertrieb in der Praxis auswirken ...

(FOTOS: TELEKOM)

Autor: Joachim Dünkelmann

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in "hitec news", dem 14-tägigen Branchen-Newsletter. Mehr Infos:

 

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EK/servicegroup, Brömmelhaupt

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