Michael Maier: Wenn man das Geschäft über 30 Jahre betreibt, stellt man sich die Frage nicht mehr. Ich glaube, keiner der mich kennt, wird über mich sagen, dass ich abgehoben bin. Das ist nicht mein Naturell. Manchmal dauert der Erfolg sicherlich eine Weile. Auch bei früheren Firmen, für die ich gearbeitet habe, gab es erfolgreiche Entwicklungen. Bei SharkNinja geht halt alles etwas schneller.
Was macht Ihren jetzigen Arbeitgeber im Vergleich zum Vorherigen besonders attraktiv?
Ich weiß nicht, wie viele Leute mich gefragt haben, wie man denn von Google freiwillig weggehen kann. Die Motivation, zu SharkNinja zu gehen, war das großartige Produktportfolio und die unglaubliche Innovationskraft, die dahintersteckt. Wir haben mehr als 3.000 Mitarbeiter weltweit, 1.100 davon sind Entwickler – ein Drittel der Kollegen machen also nichts anderes, als sich den ganzen Tag zu überlegen, wie wir Probleme unserer Kunden lösen oder noch besser lösen können. Ich wüsste kein anderes Unternehmen in der Hausgerätebranche, das eine solche Innovationskraft hat.
Michael Maier ist Geschäftsführer bei SharkNinja und verantwortlich für Central Europe
Woran misst Ihr Chef den Erfolg Ihrer Arbeit?
Im Jahr 2022 bestand SharkNinja in Deutschland aus einer überschaubaren Anzahl an Mitarbeitern. 2023 war meine Mission: Jetzt bauen wir ein Team auf. Denn keiner, auch wenn er der Beste in seinem Tun ist, kann ohne ein Team erfolgreich sein. Beim Aufbau meines Teams hatte ich die volle Unterstützung des gesamten Top Management Teams, das mir meinen gesamten Wunschzettel erfüllt hat. Unsere Geschwindigkeit ist eigentlich permanent so hoch und so muss man auch agieren, wenn man unternehmerisch denkt: Man schaut sich die Situation an, fragt, wo man hinwill und entscheidet dann, was es dafür braucht. Wir sind heute knapp 60 Kollegen, aber es gibt viele Bereiche, in denen wir echt noch Teammitglieder brauchen können. Die Hauptaufgabe liegt auch heute weiterhin im Teamaufbau.
Und wann sind Sie zufrieden?
Mein Problem ist: Ich bin Schwabe. Es ist sehr schwer, mich zufrieden zu stellen (lacht). Wir haben noch so viele Möglichkeiten weiter zu wachsen. Die nächsten drei bis vier Jahre wird es jedenfalls keine Tagesfreizeit geben. Aber es erfüllt mich schon mit Stolz, wenn man von den Händlern die Rückmeldung kriegt: Das, was ihr uns versprochen habt, habt ihr in weiten Teilen auch wirklich gehalten.
Woran merkt man, dass Wachstum weh tun kann?
Wenn man unsere Mitarbeiter fragt, dann werden alle die Gestaltungsfreiheit bei SharkNinja loben. Alles, was sie hier tun, gab es vorher nicht. Wir planen Produkte, Mengen und Kategorien sehr genau und detailliert – und dafür nehmen wir uns auch viel Zeit. Das Problem ist, dass wir den Handel da auch mitnehmen müssen. Wenn der Kleingerätemarkt nur ein paar Prozent wächst, fällt es vielen schwer, uns unsere hochgesteckten Ziele auch abzunehmen. Hier müssen wir jeden Tag Vertrauen schaffen, dass unsere Planungen sehr realistisch sind. Außerdem: Wir haben 34 Produktkategorien und ein paar hundert Artikel – welcher Key Account Manager kann bei diesem Portfolio so planen und analysieren, dass eine maßgeschneiderte Lösung für jeden seiner Kunden dabei herauskommt? Das bleibt eine Herausforderung, aber wir sind auf einem sehr guten Weg.
Es gibt in Deutschland dutzende Kleingerätemarken. Wer hat auf SharkNinja gewartet?
Man fühlt sich schon ein wenig wie ein Wanderprediger. Jeder reagiert spontan mit der Frage, ob man wirklich jetzt noch zwei neue Marken braucht. Hätten wir nur Produkte, die es schon gibt und würden wir alles so machen, wie es die anderen tun, bräuchte uns keiner. Was uns ganz klar auszeichnet: Wir lösen die Probleme der Konsumenten. Aber wenn wir in einer Kategorie davon überzeugt sind, dass wir den Umsatz verdoppeln können, dann gehören da immer zwei dazu – man muss es uns auf Seiten des Handels auch abnehmen und den Weg mitgehen.
Wie macht man ein Elektrogerät zu einem Social Media-Star?
Unsere Produkte treffen den Zeitgeist und decken einen ganz konkreten Bedarf. Sie lösen ein Problem – wie der FlexBreeze oder der Creami. Bei Social Media trennt sich die Spreu noch stärker vom Weizen. Hier gibt es direktes Feedback, ob das Ding etwas taugt. Wenn die Produkte stimmen, funktionieren sie auch in den sozialen Netzwerken.
»Wir sind heute knapp 60 Kollegen, aber es gibt viele Bereiche, in denen wir echt noch Teammitglieder brauchen können.«
Was versprechen Sie sich von prominenten Markenbotschaftern?
Mit Meta Hiltebrand für Ninja und Judith Rakers für Shark haben wir zwei Botschafter gefunden, die wirklich zur jeweiligen Marke passen. In der Küche braucht man jemanden, der weiß, was er dort macht. Meta ist als Starköchin anders als alle anderen und damit eine hervorragende Fürsprecherin für uns. Auch mit Judith hat das als Moderatorin und Farm-Betreiberin spontan funktioniert. Außerdem steht sie für Vertrauen und Seriosität. Beide, Meta und Judith, helfen uns beim Markenaufbau.
Hat sich der IFA-Auftritt für SharkNinja gelohnt?
Ich war und bin ein absoluter Verfechter der IFA. Ich wüsste kein anderes Format, wo man sich mit so vielen Menschen in so kurzer Zeit über Produkte, Strategie, Probleme und deren Lösungen austauschen kann. In 2023 war unser Stand viel zu klein. In diesem Jahr haben wir das verändert und mehr Erlebnis auf mehr Fläche geboten. Wir hatten über 700 Händlertermine in 5 Tagen. Und ich habe es auch noch nie erlebt, dass sich auf einer Messe die Menschen in einer 45 Meter langen Schlange angestellt haben, um ein Produkt wie unseren Slushi anzusehen. Jeder Invest auf der diesjährigen IFA war zu 100 Prozent gerechtfertigt.
Wo liegen die Investitionsschwerpunkte für das kommende Jahr?
Für uns ist die Top-Priorität der Fachhandel. Die Betreuung ist noch nicht so, wie wir uns das vorstellen. Deshalb investieren wir in Menschen, in neue Mitarbeiter. Und wir werden in Produktbereiche investieren, wo wir wachsen müssen. Und letztlich werden wir darin investieren, dem Handel diejenigen Produkte nahe zu bringen, mit denen wir gemeinsam Wachstum erzielen können. Wir haben derzeit zwei Produkttrainer, die 220 Arbeitstage live und in Farbe Trainings im Handel machen – hier werden wir noch mehr machen. Und wir wollen noch besser erzählen, was wir alles schon bieten, wie beispielsweise unsere neue Online-Trainingsplattform mit Zertifizierung. Wir kommunizieren noch nicht laut genug.
Die Präsenz und Positionierung im stationären Handel scheinen Ihnen besonders wichtig zu sein. Warum?
Wir sind fest davon überzeugt: Wenn man unsere Produkte anfassen und ausprobieren kann, dann funktioniert auch der Verkauf. Dafür brauchen wir den Fachhandel. Wenn man in den Fachhandel will, funktioniert das nicht mit ein paar Leuten, die im Glaspalast sitzen. Ich brauche ein starkes Team da draußen, das über die Produkte und Strategien redet. Wenn ich nicht die richtigen Leute draussen bei unseren Fachhändlern habe, bringt auch das höchste Marketing-Budget nicht viel. Es ist die Kombination der Dinge, die gemeinsam funktionieren müssen. Last but not least: Das Produkt muss halten was es verspricht und noch besser ist es, wenn es mehr leistet als man sich selber davon versprochen hat. Glücklicherweise haben wir hier eine Vielzahl von Produkten mit diesen Eigenschaften.
»Mit Meta Hiltebrand für Ninja und Judith Rakers für Shark haben wir zwei Botschafter gefunden, die wirklich zur jeweiligen Marke passen.«
Das SharkNinja-Team ist wie ein ein kleiner Berater in der Beratung des Handels unterwegs. Wir geben viel Geld für Zahlen und Marktforschung aus und analysieren die Trends und Entwicklungen. Hiervon kann der Handel profitieren und wir machen es uns zur Aufgabe, ihn bestmöglich zu beraten und Wachstumsmöglichkeiten aufzuzeigen. Wir sagen nicht nur, dass die Zeiten sich geändert haben, wir belegen das und trainieren, beraten und empfehlen. Das ist nicht karitativ, sondern egoistisch. Denn wenn sich die Handelsstrukturen weiter verändern und die Innenstädte veröden, ist keiner mehr da, der unsere Produkte präsentiert, berät und verkauft.
Mit einem Satz: Was darf der Fachhandel von Ihnen erwarten?
Innovation und Unterstützung wird es von uns immer geben.
Wo geht die Reise für die Kleingerätebranche hin?
Im Moment ist der Airfryer das am stärksten wachsende Produktsegment. Die Haushaltsausstattung liegt etwa bei 18 bis 20 %, da ist auch noch Potenzial. Aber das Wachstum ist sogar hier endlich. Man muss sich heute schon die Frage stellen: Was kommt danach? Hat das Thema Eis vielleicht das Potenzial, das nächste große Ding zu werden? Denn jeder mag Eis. Was ist mit dem Thema Luftreinigung bei all den Allergikern? Die Offenheit für neue Sortimente ist so wichtig. Sogar im Bereich Bodenpflege stehen wir vor neuen Produktlösungen, das Sortiment ist mit den kabellosen Geräten noch nicht am Ende. Ich wünsche mir von unseren Händlern ein bisschen mehr Mut. Die Chance für uns und den Handel liegt im additiven Umsatz.
Herr Maier, vielen Dank für das Gespräch.
FOTOS: HITEC
Autor: Joachim Dünkelmann
Dieser Artikel ist am 5. November 2024 erstmals erschienen in der Printausgabe von hitec Magazin, Ausgabe 11 / 2024.