STOICA: Wir verbinden unsere Umweltkompetenz mit dem Vertrieb und geben unseren Händlern starke Argumente. Die Marke Grundig steht für zuverlässige Partnerschaft mit dem Fachhandel und wir kennen die Bedürfnisse unserer Partner. Grundig steht seit langem aber auch für umweltfreundliche und nachhaltige Hausgeräte in allen Segmenten. Mit der Kunststoffkompensation, die für nur im Fachhandel erhältliche Produkte gilt, halten wir an unserer Verpflichtung nicht nur fest, sondern weiten es für die Zukunft noch aus.
Wie funktioniert das?
PAUL: Wir haben einen kleinen und feinen exklusiven Sortimentsvorschlag für den Fachhandel erstellt, für den wir das in den Produkten verwendete Plastik kompensieren. Für alle Produkte, die wir so über den Fachhandel verkaufen, holen wir für das enthaltene Plastik mit unserem Partner WasteReduction die gleiche Menge Plastik aus der Umwelt zurück oder verhindern das Eindringen in die Natur. Die im exklusiven Grundig Fachhandelskonzept angebotenen Produkte können wir als plastikneutral anbieten. Wir wirken so der globalen Plastikmüllverschmutzung entgegen und geben dem Fachhandel gleichzeitig gute Verkaufsargumente.
„Wir sind nicht der Mercedes, aber wir sind der VW der Hausgeräte-Branche", so Marius Stoica
Wie profitieren die Händler?
PAUL: Zusätzlich unterstützen wir den Handel natürlich dafür, dass er das definierte Sortiment präsentiert, mit einem Sondertopf. Der Händler muss bei rückläufigen Märkten und steigenden Kosten mit den Produkten mehr Geld verdienen denn je. Wir bieten ihm hier selektive, fachhandelsorientierte Produkte mit guter Marge.
Das Thema Nachhaltigkeit auf „Plastik" zu reduzieren ist aber ein bisschen dünn, oder?
STOICA: Wir gehen natürlich viel weiter. Wir bauen recycelte Materialien in unsere Produkte ein, helfen dem Kunden beim Energie- und Wassersparen und schonen die Umwelt durch effiziente Produkte, wir setzen auf eine umweltfreundliche Produktion und nachhaltiges Wirtschaften. Das Kommittent unseres Mutterkonzern Arçelik zu Nachhaltigkeit ist außergewöhnlich, es ist ein ehrliches und umfassendes Engagement. Durch dieses neue Konzept positionieren wir Grundig ganz explizit im Fachhandel als umweltfreundliche, ressourcenschonende Alternative für Haushaltsgroß- und Elektrokleingeräte, TV und Audio. Genau das machen wir am Point of Sale in den Geschäften für den Konsumenten deutlich sichtbar. Und wir spielen mit offenen Karten: Wir gehen pro Monat von 11.000 Kilogramm Plastik aus, das wir kompensieren.
Einladend: Der neue Showroom von Beko und Grundig am Unternehmenssitz nahe Frankfurt
Was zeichnet das Sortiment für das Fachhandelskonzept sonst noch aus?
PAUL: Unser Konzept umfasst alle Produktbereiche, die Grundig anbietet. Wir sind nebenbei bemerkt Europas einziger Vollsortimenter überhaupt. Die von uns definierten 15 Produkte bringen aber keinen in Bedrängnis. Wir gehen jetzt auf die Partner zu, die vernünftig damit umgehen können. Für die Platzierung und den Aufwand engagieren wir uns entsprechend. Für den Händler ist es schlicht das Sortiment mit dem man Geld verdienen kann. Dabei ist die Plastikneutralität keine Augenwischerei, sondern eine glaubwürdige Geschichte. Das lässt sich aber nicht über einen Aufkleber am Gerät erklären, aber genau das ist es ja, was der Fachhandel kann. Bis zur IFA wollen wir etwa 100 Standorte mit dem Konzept bestücken, danach soll es weiter ausgerollt werden. Die Geschwindigkeit hängt auch von der Produktion der Displays ab.
Apropos Displays: Wie kommt Ihr neuer Showroom bei den Händlern an?
STOICA: Wir sind sehr stolz auf die Eröffnung unseres neuen Beko & Grundig Showrooms. Die harte Arbeit des Teams hat sich ausgezahlt. Die ersten Rückmeldungen von Besuchern und Kunden sind sehr positiv und wir freuen uns auf zahlreiche Kundenbesuche in den nächsten Wochen und Monaten.
Sie zeigen im Showroom vor allem Neuheiten. Können Sie technologisch mit den großen A-Marken mitspielen?
STOICA: Arçelik produziert Millionen verschiedener Produkte und innovativste Technologien. Wir haben Spülmaschinen, die weniger als 6 Liter Wasser verbrauchen und einen der leisesten Trockner überhaupt im Sortiment. Wir erreichen den geringsten Stromverbrauch bei Waschmaschinen mit Energielabel A minus 30 Prozent. Der Mikroplastik-Filter ist ein absolutes Highlight unter unseren Grundig Geräten. Und wir haben eine Produktion nah am Markt.: Wir sind nicht der Mercedes, aber wir sind der VW der Hausgeräte-Branche und bieten Innovationen für den Bauch der Gesellschaft.
Beko präsentiert sich selbstbewußt als eine der Top 3 Haushaltsgroßgeräte-Marken in Europa
Welche Rolle spielt Grundig im Markenmix auch im Verhältnis zu Beko?
STOICA: Wir haben nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir ruhen uns auf den Lorbeeren der Vergangenheit aus und stützen uns auf eine ältere Käuferschaft, die positive Werte mit der Marke Grundig verbindet. Oder wir schaffen es, auch für jüngere Menschen die Marke wieder positiv aufzuladen. Unsere ernstgemeinte Nachhaltigkeitsstrategie ist dafür ein erfolgversprechender Ansatz, den wir intensiv und ehrlich weiterverfolgen.
Was heißt das?
STOICA: 40 Prozent von unserem Umsatz entfällt auf Grundig. Wir haben die Entscheidung getroffen, das gesamte Kleingerätesortiment inklusive der Staubsauger vollständig unter der Marke Grundig zu führen und auch das Fernsehergeschäft ist Grundig vorbehalten. Die Hälfte des Geschäftes macht Beko aus, der Rest entfällt auf zwei strategische Marken im Küchenbereich, die aber im Hintergrund stehen. Grundig hat eine wichtige und tragende Rolle und hat viel Potenzial.
Grundig steht traditionell doch eigentlich eher für Fernseher, oder?
PAUL: Grundig ist unsere Premiummarke und die setzen wir auch im Küchenbereich so ein. Bei den großen Verbundgruppen aus dem Elektro-Bereich sind wir mit Grundig erst kurze Zeit mit Großgeräten dabei und haben jetzt schon Exklusivgeräte definiert, hier sind wir schon gut unterwegs. Die Akzeptanz bei Gruppen wie der expert ist sehr groß und wir gehen davon aus, dass wir das auch bei anderen Kooperationen noch ausbauen können. Wichtig ist, dass wir im Einbaubereich mit einem eigenen, starken Vertriebsteam unterwegs sind. Küche ist im Vertrieb etwas ganz anderes als Fernseher.
„Wir gehen davon aus, dass sich der Markt in der zweiten Jahreshälfte weiter erholt", so Uwe Paul
Das heißt, der Küchenhandel steht für Grundig im Fokus?
PAUL: Hier ist das größte Potenzial, es lässt sich aber nicht so schnell entwickeln. Der einjährige Planungsrhythmus erlaubt hier kein schnelleres Wachstum. Obwohl wir in den letzten zwei Jahren schon riesige Sprünge gemacht haben, bleibt das ein Ultra-Marathon, den man laufen muss. Der Küchenkanal ist konservativ aber markentreu. Wenn man drin ist, lässt sich ein gleichmäßiges Geschäft entwickeln, aber es braucht Zeit. Die Händler aus dem Elektro-Bereich hören das gar nicht ungerne, dass wir mit dem Küchenhandel verstärkt zusammenarbeiten. Denn da entstehen ihre Kunden von morgen. Der Ersatzgerätemarkt für die Küche ist viel höherwertiger als das, was zusammen mit dem Holz verkauft wird. Und hier geht der Kunde in der Regel nicht zum Küchenhändler, sondern zum Elektrohändler.
Das waren zuletzt schwere Monate für Consumer und Home Electronics. Wie geht es weiter?
STOICA: Wenn kein Kunde reinkommt, kauft auch keiner. Der Fachhandel konzentriert sich auf das zweite Halbjahr. Das machen wir auch. Energieeffizienz wird ein treibender Faktor des Geschäftes sein.
Liefert die IFA hier Impulse?
STOICA: Wir haben als Unternehmen mit unseren Marken Beko und Grundig immer zur IFA gestanden und wir waren auch in dem Zwischenjahr in Berlin vor Ort. Wir sind auch in diesem Jahr wieder in Abstimmung mit dem Headquarter in Berlin dabei, im gleichen Umfang wie 2022. Es ist die letzte Leitmesse in Europa, wo wir uns präsentieren können und wir tun von unserer Seite
alles, damit es eine gute Show wird.
Verstärkte Zusammenarbeit mit dem Küchenhandel steht für Grundig auf dem Plan
PAUL: Früher war die IFA eine richtige Ordermesse. Das findet aus unserer Sicht so nicht mehr statt. Hier kann man Impulse setzen und Neuheiten zeigen, das Verkaufen fängt für den Vertrieb danach an. Trotzdem ist für den Vertrieb die IFA sehr wichtig, weil man im Rahmen der Messe eine ganz andere Art Gespräche führt. Im Kopf wird hier auf jeden Fall schon der Plan für die Saison gemacht und gemeinsam überlegt, was man noch in diesem Jahr zusammen machen kann.
Wie wird das Jahr für Ihr Unternehmen?
PAUL: Der Markt für Groß- und Kleingeräte ist nach zwei sehr guten Jahren nicht in der besten Verfassung. Wir sind zwar im Moment über unseren Planungen und gehen davon aus, dass sich der Markt in der zweiten Jahreshälfte weiter erholt. Im Consumer Electronics-Bereich sind die Umsätze jedoch sehr verhalten – und zwar wegen dem Markt und nicht wegen der Warenverfügbarkeit. Die GfK-Erwartungen sehen eine Erholung und auch wir haben erste Anzeichen dafür. Ich glaube, wir werden im CE-Segment ein vollkommen anderes zweites Halbjahr sehen.
STOICA: Insgesamt erwarten wir für Beko Grundig eine Entwicklung mindestens auf dem Niveau des Vorjahres, in dem wir einen Umsatz von 300 Millionen Euro erreicht haben. Das ist von unserem Rekordjahr 2021 mit 340 Millionen zwar noch etwas entfernt, aber mit der erwarteten Erholung im CE-Bereich schauen wir positiv nach vorne.
Herr Stoica, Herr Paul, vielen Dank für das Gespräch.
FOTOS: HITEC, BEKO, GRUNDIG
Autor: Joachim Dünkelmann
Dieser Artikel ist am 6. Juni 2023 erstmals erschienen in der Printausgabe von hitec Magazin, Ausgabe 6 / 2023.