Also Pustekuchen: zum 1. Juli stehen die Bänder still, hunderten Beschäftigen droht die Kündigung und der Glaube an einen abermaligen Turnaround in letzter Sekunde steht nicht mal Berufsoptimisten gut zu Gesicht. Laut Insolvenzverwalter Rüdiger Weiß haben die Kronacher mittlerweile sogar den Zugriff auf den eigenen Markennamen verloren – ein fast schon beispielloses Desaster.
So absehbar der große Knall für viele Branchenbeobachter auch war: der Absturz von Loewe wird seine Spuren hinterlassen. Nicht allein bei den Händlern, die der Marke auch in schweren Zeiten die Treue gehalten haben und nun schauen müssen, wie sie die verbliebenden Produkte noch an den Mann bringen können (und auf welche Wettbewerber sie künftig als adäquaten Ersatz setzen wollen). Denn der Fall Loewe wirft auch die Frage auf, welche Zukunft die Premium-Vermarktung im stationären Fachhandel eigentlich noch hat. Denn eines ist auch klar: ungeachtet der Loewe-spezifischen Probleme, die auch mit einer kostenintensiven Produktions- und Personalstruktur sowie einer extrem spitzen Zielgruppe zu tun haben, hat die Marke auch einfach viel zu wenig Umsatz gemacht und über den Fachhandel keine ausreichende Anzahl ihrer hochpreisigen TV-Geräte verkaufen können.
Zwar sind sich Industrie und Handelsvertreter offiziell darüber einig, dass sich der stationäre POS wie wir ihn heute kennen nur erhalten werden kann, wenn starke Marken mit hochwertigen Produkten zu angemessenen Preisen verkauft werden können. Doch insbesondere die sich immer weiter nach unten drehende Preisspirale setzt den Premium-Ansatz gewaltig unter Druck. Mit welchem Argumentarium gegenüber dem Kunden soll denn künftig eigentlich noch effektiv und werthaltig „hochberaten" werden, wenn viele Hersteller beispielsweise über eigene Shops oder Online-Kanäle selbst Top-Modelle zu aberwitzig günstigen Konditionen in den Markt drücken?
Auf diese Frage muss die Branche schleunigst eine Antwort finden. Denn die Garantie, dass Loewe ein Einzelfall bleibt, hat niemand. Das wissen aktuell auch die dänischen Soundspezialisten von Bang & Olufsen, die ihre Aktionäre zuletzt immer wieder mit drastischen Kurseinbrüchen verstimmten.