Zwar prüft die Europäische Kommission aktuell, ob es möglich ist, kurzfristig eine Änderung der Energielabel-Verordnung für Staubsauger zu beschließen. Dabei soll dem Vernehmen nach auf eine vorläufige Messanforderung mit halbvollen Staubbeuteln Bezug genommen werden. Laut der Kommission könnte dann unter Berücksichtigung von Übergangsfristen ein neues Energielabel in etwa einem Jahr in den Verkaufsräumen erscheinen. Falls keine kurzfristige Änderung durchgeführt wird, muss damit gerechnet werden, dass es mindestens über die nächsten zwei Jahre kein Energielabel für Staubsauger gibt.
Kaum Nachfrage
Für Fred Pahl, Inhaber des EP: Pahl in Herzberg, wäre das kein Problem: „Bereits vor dem Urteil haben unsere Kunden kaum aktiv nach den Energie-Kennzahlen der Bodenstaubsauger gefragt. Ganz im Gegenteil: Ausschlaggebend war und ist nach wie vor die Watt-Zahl der Geräte. Danach folgen Gewicht und Handhabung als wichtige Ausstattungsmerkmale." Entsprechend fehle die Energieeffizienzklasse in den Verkaufsgesprächen nicht. Hinzu komme, dass man mittlerweile deutlich mehr Akkusauger verkaufe. Bei Fred Pahl kommen auf zehn Sticks nur ein klassischer Bodenstaubsauger. Und diese waren sowieso von der Kennzeichnungspflicht ausgeschlossen. Pahl: „Im Gegensatz zu Elektrogroßgeräten, bei denen ein ‚A+++'-Label viel wert sein kann, konnte sich die Klassifizierung bei Staubsaugern einfach nicht bei den Kunden durchsetzen."
Vorteil für Hersteller?
Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kommt Erhan Genc, Abteilungsleiter bei Expert Esch in Mannheim.
„Unsere Kunden kommen in unsere Ladengeschäfte und legen Wert auf eine sehr gute Fachberatung. Das Energielabel wurde im Verkaufsgespräch von unseren Fachberatern als Mittel, um die Unterschiede der Staubsauger zu erklären, eingesetzt. Aber vermissen tun es unsere Kunden nicht." Aus seiner Sicht hat das Rechtsurteil sogar einen Vorteil. Genc: „Die Hersteller können sich wieder auf die Bedürfnisse der Kunden besinnen. In der Vergangenheit haben die Hersteller daran gearbeitet, um den Anforderungen der Energielabel gerecht zu werden. Und das war nicht immer zum Vorteil der Kunden."
Aus Verlust wird Gewinn
Auch Dirk Wittmer von Euronics XXL Johann + Wittmer in Ratingen weint dem EU-Label keine Träne nach. „Am Anfang haben wir uns drauf eingestellt, dass viele Kunden nach dem Energielabel fragen werden, jedoch was das sehr selten der Fall." Das wichtigste für den Kunden sei ohnehin die Reinigungsleistung. „Diese kann er bei uns erleben, da wir alle Staubsauger einsatzbereit haben und gerne vorführen. Wichtig ist auch vielen Kunden, wie laut ein Staubsauger ist. Und das erfährt man am besten über eine Vorführung und nicht über eine Angabe in Dezibel auf einem Produktschild." Generell stehe die Produktqualität im Fokus der meisten Kunden, weniger die Energieeffizienz. hitec stellt daher an dieser Stelle fest: vielleicht ist der Verlust des vielumstrittenen Labels am Ende für den Handel sogar ein Gewinn.