Euronics ESC 2019
"Willkommen im Club"

Heiß her ging es bei der diesjährigen Euronics Summer Convention (ESC) vor den Toren von Palma de Mallorca. Produktpreviews und Speed Datings mit der Industrie sowie branchenübergreifende Keynote Sessions lieferten Input satt.
Die Veranstaltung lebt und atmet vor allem durch den intensiven Austausch und die lebendige Diskussion: Der ideale Rahmen für Netzwerken zwischen Händlern unter sich und den Dialog mit Partnern aus Dienstleistung und Industrie in entspannter Atmosphäre. Viel diskutiert wurde vor und hinter den Kulissen vor allem die Verbindlichkeit innerhalb der Gruppe, die Fokussierung auf weniger Industriepartner, das Thema Elektromobilität und last but not least das neue „Malus-System", das als qualitätssichernde Komponente im CCR-Konzept der Verbundgruppe verankert wurde ...

So geht Netzwerken: Mit rund 950 Teilnehmern hat die ESC in ihrer bereits 9. Auflage nochmal eine Schippe draufgelegt. Neben der Rekordbeteiligung beindruckte die Ditzinger Verbundgruppe einmal mehr durch perfekte Organisation und ein weiter verfeinertes Konzept. Eine Veranstaltung unter dem Motto „50 Jahre Euronics", die das Wir-Gefühl der Euronics-Genossen stärken sollte. Das Thema Zusammenhalt und Verbindlichkeit stand gleich in mehreren Vorträgen und Programmpunkten im Mittelpunkt. Als Referent und „Überzeugungstäter" appellierte Günter Althaus, Präsident Mittelstandsverbund, an den Zusammenhalt: „Das, wofür Verbundgruppen wie Euronics gegründet worden sind – der gemeinsame Einkauf – können wir heute vergessen. Es geht um den gesamten Prozess und die Zentrale ist Infrastrukturgeber. Es geht heute nicht nur um Digitalisierung und Methodenkompetenz, sondern eine brutale Überversorgung im Markt, eine Marktbereinigung mit darwinistischem Ansatz: Der Stärkere wird überleben. Der mittelständische Handel muss die Reihen schließen, geschlossen auftreten und sich verbindlich zu seiner Gruppe bekennen."

Das Glaubensbekenntnis der Mitglieder zur Gruppe ist das eine. Die Partnerschaft zur Industrie will man nach dem Motto „weniger ist mehr" ebenfalls verbindlicher gestalten. Dirk Wittmer (im Bild unten neben Moderatorin Judith Rakers), Aufsichtsratsvorsitzender Euronics: „Unser Pluspunkt ist der Mensch, der individuelle Kundenkontakt. Aber mit 14 oder 15 % Marge kannst Du ein personalintensives Fachhandelsgeschäft nicht finanzieren. Der Spannenverfall macht vielen Händlern Angst und sie wollen deshalb lieber Marken verkaufen, die nicht so im Fokus stehen. Wir werden deshalb als Euronics künftig mit weniger Partnern intensiver zusammenarbeiten." In der Folge führt das zu Konzentration, so Benedict Kober, Sprecher des Euronics Vorstands: „Wenn ein Hersteller der Meinung ist, dass ihm die Leistung des Fachhandels nichts mehr wert ist, muss man eine Entscheidung treffen. Man darf die Unterstützung durch die Partner aus der Industrie nicht auf die Front-Marge reduzieren. Aber wie in jeder Partnerschaft ist es immer eine Frage von Geben und Nehmen."

Kooperation ist mehr als ein Bonusclub, so die Überzeugung der Ditzinger. Kober: „Wir werden als System- und Dienstleistungszentrale die Mitglieder weiter entlasten. Wir verbringen im Handel zu viel Zeit mit Dingen, die keine Wertschöpfung bringen. Die Prozesse sind das Einmaleins. Was nicht kopierbar ist, ist die Mensch zu Mensch Kommunikation. Und die wollen wir stärken. Wir haben 73 Strategieprojekte aufgesetzt, die alle daran gemessen werden, ob sie auf eins unserer zentralen Ziele einzahlen: Wertschöpfung, Kundenorientierung, Prozessvereinfachung." Vom Markenauftritt über das CCR-Konzept (Cross Channel Retail) bis zu Warenkonzepten: Mitmachen und Spielregeln einhalten sind Voraussetzungen für den Erfolg, so die Botschaft von der Convention. Mit Prozessvereinfachung, Standardisierung und Automatisierung will Euronics den Mitgliedern Arbeit vom Tisch und damit mehr Zeit für die Arbeit „am Kunden" ermöglichen. Jochen Mauch, Chief Digital Officer (CDO) Euronics: „Wir setzen überall dort an, wo uns die Digitalisierung nicht erwürgt, sondern das Leben leichter macht. Der Endverbraucher steht als Kunde im Mittelpunkt und darauf müssen wir uns konzentrieren. Aber wir müssen auch die Industrie als unseren Kunden betrachten." Der Weg von einer meinungsgeführten Organisation hin zur Daten- und Faktensteuerung soll Transparenz und Freiräume schaffen. Thomas Jacob, Chief Customer Officer (CCO) Euronics: „Wertschöpfung funktioniert nur im Dreiklang aus Handel, Industrie und Endkunde. In unserer Strategie 2025 formulieren wir dafür den gemeinsamen Nenner, Arbeitsweisen und Regeln."

Die neuen Spielregeln für den Onlinevertrieb haben nicht nur maßgeblichen Einfluss auf das Miteinander mit der Industrie. Sie sollen auch für den „inneren Frieden" der Gruppe sorgen. Das Malussystem im CCR-Konzept soll mehr Disziplin bringen und Fehlverhalten sanktionieren. Ähnlich wie beim Flensburger Punktesystem gibt es nach objektiven Kriterien Punkte auf dem „Sünderkonto". Nicht gepflegte Shops, falscher Umgang mit selektiven Sortimenten und sonstige Verstöße gegen Spielregeln führen bei Erreichen des Limits zum „Fahrverbot". Damit das Ganze greift, wurden alle CCR-Vereinbarungen aufgekündigt und ein neues Vertragswerk geschnürt, das ab dem 1. Oktober 2019 volle Wirkung entfalten soll. Kober: „Nicht konzeptkonformes Verhalten wird geahndet. Objektiviert, transparent und ohne Ansehen der Person." Auf die Umsetzung und Konsequenzen ist nicht nur Ihre hitec news-Redaktion gespannt.

FOTOS: HITEC

Autor: Joachim Dünkelmann

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