Corona
Jeder für sich ist keine Alternative

Gekappte Logistikketten, gecancelte Messen, geschlossene Fachhändler und Industrie-Flaggschiffe in Kurzarbeit – die Corona-Krise setzt der Technik- Branche massiv zu. Unsicherheit macht sich breit und auch vor der hitec-Redaktion nicht halt. Aber die gute Nachricht lautet: es gibt Wege heraus aus dem Corona-Schneckenhaus. Die Lösung sind wir selbst.
Wenn Sie diese Zeile lesen, ist es rund eine Woche her, dass dieser Text geschrieben wurde. Zu diesem Zeitpunkt herrscht gespenstische Stille in der hitec-Redaktion. Dort wo sonst geschäftiges Treiben herrscht, Telefone klingeln, Tastaturen rappeln, Meetings stattfinden und Zustellungen ein und ausgehen, kann man Ende März die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Denn ja: wie der Fachhandel, dessen Geschäfte auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben müssen, ist auch unsere Redaktion massiv von der aktuellen Corona-Krise betroffen. Anzeigenbuchungen werden storniert, In- terviews abgesagt, Messen und Termine gecancelt. Hinzu kommt: Niemand wagt sich kommunikativ aus der Deckung, scheint die Situation doch zu unüberschaubar, zu unkalkulierbar. Die Ratlosigkeit lässt sich praktisch greifen. Vielerorts sogar herrscht Panik. Die Handelsverbände berichten von weinenden Händlern, die vor dem Nichts stehen und in der durch das Virus verursachten größten gesellschaftlichen Krise der Nachkriegsgeschichte um Hilfe bitten. Es geht um berufliche Laufbahnen. Um die nackte Existenz.

KOMMUNIKATION ALS LÖSUNGSANSATZ

Unabhängig von Expertenratschlägen sowie den Rettungs- und Schutzmaßnahmen von Seiten der Bundesregierung hilft in diesen Zeiten vor allem eines: miteinander sprechen. Das geht bekanntlich auch aus der sicheren Distanz. Denn sonst kommt zu der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gefährdung durch Corona auch noch das psychologische Risiko der sozialen Isolation hinzu. Und das Gefühl, allein zu sein, befördert nicht gerade das Mindset, das wir nun brauchen. Als Menschen. Als Gesellschaft. Als Branche. Deshalb müssen wir weiter kommunizieren. Privat genauso wie unter Kollegen. Und natürlich mit unseren Kunden. Wir haben diesbezüglich in den vergangenen Tagen viel Positives erlebt und wünschen unseren Lesern dasselbe. Keiner sitzt allein im Boot, viele der aktuellen Herausforderungen betreffen uns alle. Uns mitzuteilen und auszutauschen, ist ein erster produktiver Lösungsansatz. Mein Wunsch ist: kommen Sie heraus aus dem Corona-Schneckenhaus. Zeigen Sie, dass es Sie gibt. Nehmen Sie Kontakt zu ihren Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten auf, geraten Sie nicht in Vergessenheit. Mit Sicherheit entsteht aus diesen Gesprächen auch neue Hoffung, neuer Mut. Schon jetzt gibt es viele Fachhändler, die aus der Not eine Tugend machen, und mit gezielten Angeboten auf die Situation reagieren. Der Spielraum ist vielleicht eng – aber man kann ihn effizient nutzen. Zumal auch immermehr Unternehmen ihren Beitrag leisten. Durch finanzielle Hilfsangebote für die Händler, durch besondere Sales-Aktionen oder durch Online-Webinare.

AUF DAS MITEINANDER KOMMT ES AN

Am Ende werden wir diese Pandemie überwinden. Ob unsere Branche dann noch so aussehen wird, wie vor der Corona-Krise, kann niemand sagen. Vielleicht wird nicht jeder Händler die Krise überstehen können – so ehrlich muss man leider sein. Auch industrieseitig gibt es Wackelkandidaten, die das Virus mit seinen Folgen zum Einsturz bringen könnte. Und auch bei den einschlägigen Fachmedien sind Veränderungen nicht ausgeschlossen.
Die große Mehrzahl der Hersteller sowie der im technischen Fachhandel aktiven Betriebe und Mitarbeiter aber wird auch künftig die Branche prägen. Der Wunsch des Autors wäre, dass sie die neu gelernte gesellschaftliche Solidarität auch für ihr Business beherzigen. Das ist keine „Mission impossible". Denn unsere Branche lebt langfristig nur durch das Miteinander. Bei aller Konkurrenz und jedem gesunden Wettbewerbssinn sollte klar sein, dass Hersteller, Händler, Messen und Medien am Ende des Tages nur gemeinsam überleben können. Die Alternative heißt: jeder für sich. Und die Corona-Krise zeigt ganz eindeutig, dass dies keine Alternative ist.

Autor: Jan Ritterbach

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