Ceconomy sucht Geschäftsmodell
"Alles nach Plan"?

Alles läuft nach Plan – doch wie sieht der eigentlich aus? Bis zum Jahresende will die Ceconomy AG hierzu eine detaillierte Strategie vorlegen. „Einsparungen sind wichtig, ersetzen aber kein zukunftsfähiges Geschäftsmodell", so Ceconomy CEO Jörn Werner kürzlich bei der Verkündung des aktuellen Quartalsberichts. Man habe die Dynamik der operativen Kosteneinsparungen verstärkt und liege dabei im Plan ...
Eine stärkere Konzentration auf den Kunden ist laut Werner aber unverzichtbar: „Wir müssen definieren, wie wir stationären Handel in einer digitalisierten Welt verstehen. Es gilt, das Kundenerlebnis in den Vordergrund zu stellen und das Geschäftsmodell daran auszurichten. ... Und wir müssen das Unternehmen viel konsequenter als bisher an den Lebenswirklichkeiten ausrichten." Werner setzt noch einen drauf: „Wir arbeiten an einem klaren Plan für die Zukunft – und an den Zielen, die wir damit erreichen wollen. Unser Programm und die entsprechenden Maßnahmen werden wir wie angekündigt rund um den Jahreswechsel vorstellen" Das Ziel ist nicht definiert. Und der Weg dahin bleibt (noch) geheime Kommandosache?


"Wir arbeiten an einem klaren Plan für die Zukunft", so Ceconomy CEO Jörn Werner (FOTO: CECONOMY)

Services & Solutions verlieren

Mehr Geschäft im Bereich Dienstleistung und Verträge hatten sich die Düsseldorfer auf die Fahne geschrieben. Im 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres klappte das nicht so ganz. Der Umsatz mit Services & Solutions sank um 8,4 % auf 338 Mio. Euro (nach Bilanzierungsstandard IAS 18). Der Anteil am Gesamtumsatz ging folglich auf 7,4 % zurück. In den ersten neun Monaten stieg dadurch der Umsatz mit Services & Solutions insgesamt nur leicht um 1,3 % auf 1,1 Mrd. Euro. Auch das Wachstum im Online-Geschäft steht auf der Bremse. Hier legte Ceconomy im Quartal nur noch um 1,7 % auf 594 Mio. Euro Umsatz zu. In den ersten 9 Monaten liegt der Zuwachs bei 15,8 % auf 2,3 Mrd. Euro – doch die Kurve wird flacher. Aber: Die Pick-up-Option, sprich die Zuführung zum stationären Geschäft, läuft besser. 46 % aller Kunden holen ihre Online-Bestellung mittlerweile im Markt ab, im Vorjahreszeitraum waren es nur 40 %. Dies kann aber auch auf das Konto der Ausweitung der Lieferkosten gehen: Kunden sparen sich lieber den Versand und holen ab.

Kampf gegen Kosten und Komplexität

Das im April verkündete „Kosten- und Effizienzprogramm" geht seinen Gang. Eine Einigung mit den Betriebsräten konnte erreicht werden. Jetzt starten ein „Freiwilligenprogramm", eine interne Jobbörse, Umschulungen und Weiterbildungen, um die gesetzten Abbauziele zu erreichen (etwa 600 Vollzeitstellen). Der Fokus liegt weiterhin auf Reduzierung von Komplexität und Kosten: Wo immer möglich, sollen einheitliche Funktionen über Konzernabteilungen von Ceconomy und MediaMarktSaturn Retail Group hinweg geschaffen werden – Doppelarbeit adé. Auch die Supportfunktionen sollen zentralisiert werden. Die Finanzchefin Karin Sonnenmoser, CFO der Ceconomy, zeigt sich mit dem Verlauf zufrieden: „Im dritten Quartal haben wir weitere Fortschritte erzielt und strukturelle Veränderungen angestoßen. So konnten wir mit der Veräußerung des verbleibenden 5,4-Prozent-Anteils an der Metro AG unsere Bilanz durch den Zufluss liquider Mittel weiter stärken. Darüber hinaus haben wir Anfang Juli eine nachhaltige Lösung für unser griechisches MediaMarkt-Geschäft gefunden. Dem anhaltenden Margendruck begegnen wir mit unserem aktiven Kostenmanagement, das in diesem Quartal weiter an Dynamik gewonnen hat. Insgesamt sind wir zuversichtlich, dass wir unsere Gesamtjahresziele erreichen werden."


"Dem anhaltenden Margendruck begegnen wir mit unserem aktiven Kostenmanagement", sagt Ceconomy CFO Karin Sonnenmoser (FOTO: CECONOMY)

Gebremste Expansion

Der währungs- und portfoliobereinigte Umsatz lag im Quartal von April bis Juni mit 4,6 Mrd. Euro nur um 0,2 % über Vorjahr. Die Mehrwertsteuer-Aktion habe den WM-Effekt aus dem Vorjahr auffangen können. In DACH erhöhte sich der Umsatz um 0,4 %, West- und Südeuropa lagen 1,3 % über Vorjahr. Die Bruttomarge schrumpfte von 20,3 % auf 18,7 % im aktuellen Quartal. Das bereinigte EBIT (ohne Fnac Darty) fiel mit –45 Mio. Euro um 15 Mio. Euro niedriger aus als im Vorjahr. Das bereinigte EBITDA ohne Fnac Darty reduzierte sich um 16 Mio. Euro und lag bei 10 Mio. Euro. Die Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Kosten- und Effizienzprogramm belaufen sich allein im abgelaufenen Quartal auf 80 Mio. Euro. Durch weniger Neueröffnungen und Modernisierungen gingen die Investitionen in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2018/19 von 190 auf 110 Mio. Euro zurück. Das Standortnetz wurde in den ersten neun Monaten um 21 Standorte erweitert, das Gros entfällt hier auf Shop-in-Shop-Konzepte bei Tesco in Ungarn. Die durchschnittliche Verkaufsfläche pro Standort wurde im letzten Quartal um 1,2 % auf 2.656 m² verkleinert. 6 Standorte wurden geschlossen, so dass unterm Strich 1.037 Standorte stehen.


(GRAFIK: CECONOMY-QUARTALSBERICHT)

B2B-Geschäft im Visier?

Wie geht's weiter? Für das Geschäftsjahr 2018/19 erwartet Ceconomy insgesamt ein leichtes Umsatzwachstum. Sowohl für EBITDA als auch EBIT steht ein leichter Rückgang auf dem Plan. Kosten- und Effizienzprogramm, aber auch die Aufwendungen für Führungswechsel im Top-Management im ersten Quartal 2018/19 werden schmerzliche Löcher reißen. Spätestens, wenn die Düsseldorfer Mitte Dezember ihren Geschäftsbericht vorlegen, darf man auf das „ausformulierte" Geschäftsmodell der Zukunft gespannt sein. Und das könnte so manche Überraschung enthalten. Werner: „Wir wollen klären, auf welche Kunden wir uns künftig konzentrieren. Neben Privatkunden können dies künftig auch Gewerbekunden sein."

(FOTOS+GRAFIK: CECONOMY)

Autor: Joachim Dünkelmann

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