„Damit der Verbraucher die durch die Richtlinie entstehenden Kosten nicht allein schultern muss, halten wir im Interesse der Bürger eine staatliche Förderung der Reparatur, wie es sie in Teilen Europas bereits gibt, für unabdingbar", konstatiert Frank Schipper, Vorsitzender Handelsverband Technik (BVT)
René Repasi, Verhandlungsführer des Europäischen Parlaments zum Recht auf Reparatur und verbraucherschutzpolitischer Sprecher der Europa-SPD, ließ sich per Videobotschaft zuschalten. „Die neuen Regeln verringern Barrieren für unabhängige Reparaturbetriebe und fördern einen wettbewerbsfähigeren Reparaturmarkt", heizte Repasi die Diskussion um Reparatur-Cafés an.
„Nationale Maßnahmen zur Förderung der Reparaturkultur sind unerlässlich, wenn die Richtlinie die gewünschte Wirkung entfalten soll. Initiativen zur Aufklärung von Verbrauchern über den Stellenwert von Reparaturen im Rahmen der Kreislaufgesellschaft können wertvolle Impulse für mehr Reparaturen setzen", so Dr. Reinhard Chr. Zinkann, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektro-Haushalt-Großgeräte
„Hersteller müssen Ersatzteile zu angemessenen Preisen anbieten und dürfen keine restriktiven Praktiken verwenden, die Reparaturen behindern, um einen breiteren Zugang der Verbraucher zu Reparaturoptionen zu fördern", so Repasi weiter.
„Eins ist klar: wenn die KFZ-Kosten, Personal-Kosten und Energie-Kosten gewollt weiter ansteigen, die Regulatorik weiter an Dynamik gewinnt und nun durch das Recht auf Reparatur beispielsweise die Ersatzteilpreise weitergetrieben werden, wird die Reparatur für den Kunden immer unrentabler und wir werden uns gut überlegen, ob wir diese Dienstleistungen künftig noch anbieten können und wollen", so Manfred Schnabel, expert ESCH
Und Tabea Rößner, Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz für Bündnis 90/Die Grünen, legte beim bereits 14. Branchendialog vor den führenden Vertretern von Handel und Industrie nach. Rößner: „Das Recht auf Reparatur ist die einfachste Antwort wie Produkte länger genutzt und damit Geld und Ressourcen gespart werden können."
„Wichtig ist, dass wir die Umsetzung in nationales Recht zusammen mit der Branche realisieren. Denn letztlich geht es auch um Geschäftsmodelle, die gegebenenfalls durch das Recht auf Reparatur und Ökodesignrichtlinie in Frage gestellt werden", stellt Tabea Rößner (MdB) fest
AUSBILDUNG FÖRDERN
Beim Recht auf Reparatur steht der Handel an der Seite seiner Kunden. Frank Schipper, Vorsitzender Handelsverband Technik (BVT), hält fest: „Damit der Verbraucher die durch die Richtlinie entstehenden Kosten nicht allein schultern muss, halten wir im Interesse der Bürger eine staatliche Förderung der Reparatur, wie es sie in Teilen Europas bereits gibt, für unabdingbar."
Auf dem Podium beim BVT/ZVEI-Branchendialog (v.l.n.r.): Benedict Kober (Euronics), Manfred Schnabel (expert ESCH), Frank Schipper (BVT), Carine Chardon (ZVEI), Dr. Reinhard Chr. Zinkann (ZVEI), Joachim Dünkelmann (BVT), Andreas Kuhlmann (ASWO), Harald Friedrich (BSH), Elke Salzmann (vzbv), Gerhard Sturm (Severin)
Mit der zu erwartenden Zunahme des Reparaturaufkommens werde der Fachkräftemangel noch deutlicher zutage treten. E-Handwerker seien im Rahmen der Energiewende heute gefragter denn je. Schipper: „Ausbildung zu fördern und gleichzeitig Dienstleistung bezahlbar zu halten, kann die Wirtschaft alleine nicht leisten." Hier ist laut den Verbänden die Politik gefordert, innerbetriebliche Ausbildung zu fördern und die Betriebe zu entlasten.
"Die Zielsetzung, die Reparatur von elektrotechnischen Produkten zu fördern, damit die Nutzungsdauer von Geräten zu verlängern und so insgesamt zu einem nachhaltigeren Lebenszyklus der Produkte beizutragen, unterstützen wir voll und ganz", unterstreicht Moderatorin Carine Chardon vom ZVEI
FLANKIERENDE MASSNAHMEN
Reparatur fördern und die Nutzungsdauer verlängern – so das gemeinsame Ziel. Dafür braucht es staatliche Förderung, so Dr. Reinhard Chr. Zinkann, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektro-Haushalt-Großgeräte: „Nationale Maßnahmen zur Förderung der Reparaturkultur sind unerlässlich, wenn die Richtlinie die gewünschte Wirkung entfalten soll. Initiativen zur Aufklärung von Verbrauchern über den Stellenwert von Reparaturen im Rahmen der Kreislaufgesellschaft können wertvolle Impulse für mehr Reparaturen setzen."
"Es stellt sich die Frage ob das gewünschte Ziel, die Reparatur zu fördern, mit der vorliegenden Richtlinie allein überhaupt erreicht werden kann", fragt Moderator Joachim Dünkelmann vom Handelsverband Technik (BVT)
Bei der Umsetzung der Richtlinie in deutsches Recht gelte es, Augenmaß zu bewahren. Zinkann mahnte: „Nationale Alleingänge belasten die Wirtschaftsabläufe und stehen dem freien Binnenmarkt entgegen. Bürokratische Hürden gilt es in jedem Fall zu vermeiden."
Volles Haus beim 14. BVT/ZVEI-Branchendialog in Berlin: 140 führende Köpfe aus Handel und Industrie disktutierten das Recht auf Reparatur und seine Folgen
FOTOS: MARK BOLLHORST
Autor: Joachim Dünkelmann
Dieser Artikel ist am 14. Mai 2024 erstmals erschienen in der Printausgabe von hitec Magazin, Ausgabe 5 / 2024.